Kerstin Surra

Immer was Neues

Reisen der Nacht


Langsam färbt er sich,
so windselig, so scheu,
der Abend, schimmernd, rot.
Zieht durch das Unsichtbare des Tages
puderfarbene und Fäden und Blau.
Da hebt in großer Würde, Luft getragen,
ein Vogel in den Purpur.
Zuvor sekundenlang geschwellte Brust,
gespannter Blick,
die Nacht erwartend.
Endlich ihr entgegen fliegend
Aus seinen Flügeln wird ein zart Gespinst,
Ein sanftes Vlies aus schwarzem Dunst,
legt sich über Welt und Zeit.

Bricht früh der Morgen vor, an andren Orten
und winkt der Tag wo es sich hebt,
hier zünden sie die Lichter an,
schimmern durch das Vlies gleich Sterne und Systeme.

Dies scheint uns die Nacht,
doch nichts als Trug und Traum.

Dreht sich die Sonne und zeigt uns ihren Mond,
ist dies nicht Nacht,
nur Dunkelheit.
Wie Leinwand wartend
Auf des Künstlers Hand,
damit er malt uns
Traumgestalten, Abenteuer, Seifenblasen.

Und kurz nur diese Spanne zwischen Tag und Traum
und Traum und Morgentau, zu kurz.

Denn bald schon tauchen sie hervor aus ihrer Umarmung,
die Bäume, Berge, und auch wir,
damit wir in die Wirklichkeit,
des Menschseins schlüpfen können,
das uns am Leben hält,
die Reisen der Nacht vergessend wie Träume.

Kerstin Surra

Kerstin Surra

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